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:: Betreuung und Coachen bei Fighting Wettkämpfen

"Für Siege sind die Schüler verantwortlich, für Niederlagen die Trainer ...!"
(Judo-Altmeister JigoroK.)

Ein Kämpfer ohne Coach ist schon vor dem ersten Kampf durch Orientierung in der Kampfstätte, Poolsichtung, Kampfstart etc. gestresst. Dies nimmt ein Coach ab und teilt dem Kämpfer während des Kampfes die verbleibende Kampfzeit, Wertungen und passenden Techniken zu. Der Kämpfer fühlt sich betreut, gut aufgehoben und kann sich ganz auf seine Gegner, die Techniken und die wesentlichen Dinge konzentrieren.


Coachen

Der Begriff "coachen" kommt vom englischen Wort "to coach" und wird wörtlich mit "einpauken, trainieren" übersetzt. Im Ju-Jutsu- und Judobereich wird der Begriff jedoch einengend vor allem auf die Betreuung, Beratung und Einstellung von Kämpfern bei Meisterschaften, bzw. Wettkämpfen bezogen.

Ich möchte im folgenden kurz die Aspekte des Betreuens und Coachens aufgreifen, die auf der unteren und mittleren Wettkampfebene eine entscheidene Rolle spielen.
Ich habe diese Aspekte in zeitlich verschiedene Phasen unterteilt, in den Zeitabschnitt vor dem Kampf, während des Kampfes, nach dem Kampf und nach dem Wettkampftag.


1. Vor dem Kampf

Den Ju-Jutsuka körperlich und geistig auf Kämpfen einstimmen:
• allgemeines Aufwärmen
• ju-jutsuspezifisches Aufwärmen
• individuelle Wettkampfvorbereitung des einzelnen Ju-Jutsuja nach persönlichen Notwendigkeiten

Den Ju-Jutsuka taktisch und psychologisch auf seinen ersten Gegner einstimmen
• Welche Matte?
• Welcher Kampf?
• Welches Kampfsystem? (Brasilianisches K.O. System, Doppeltes K.O. System oder jeder gegen jeden)
• Gegner eventuell bekannt?
• Diskussion möglicher Siegstrategien, Motto: Schwächen des Gegners und eigene Stärken herausstellen


2. Während des Kampfes

Die Selbständigkeit des Ju-Jutsuka in seinen Handlungen und Entscheidungen möglichst fördern,
d.h. möglichst wenig Zurufe; wenn Zurufe, dann folgende Hinweise beachten:

• an die taktische Marschroute erinnern (rückwärts gehen, Kombinationen schlagen)
• kurze, verständliche, technische Tipps (mit der linken Hand höher faßen, auf Zug halten, in Part 1 zur Seite raus), mit denen der Ju-Jutsuka sofort etwas anzufangen weiß, d.h. die er versteht und die das Konzept unterstützen
• positiv motivieren: "Gut so!", "Weiter so!"; unter keinen Umständen abfällige Kritik (z.B."Mach nicht diesen Mist!","Was soll denn der Blödsinn?")


3. Nach dem Kampf

Den Ju-Jutsuka loben, auch wenn er verloren hat; trösten, wenn es notwendig erscheint; manchmal auch einfach nur in Ruhe lassen; jeder hat das Recht, mit dem Ergebnis seines Kampfes zuerst einmal selbst klarkommen zu dürfen; sich als Trainer nicht aufdrängen; der Sieg ist der Verdienst und die Leistung des Kämpfers, nicht des Trainers - verhaltet Euch entsprechend; ein kurzes Lob ist besser, als eine ausführliche und überschwengliche Begeisterung; der nächste Kampf kommt bestimmt!
Mit dem Kämpfer den nächsten Kampf anschauen, damit die kommenden Gegner "studiert" werden können:
a) welcher Griff?, Angriffsrichtung? Konter-, Angriffskämpfer? welche Techniken? Links- o. Rechtsauslage?
b) wie und womit zu schlagen? worauf aufpassen? in welchem Part ist der Gegner stark?


4. Nach dem Wettkampftag

• Die einzelnen Kampfresultate in das Wettkampftagebuch eintragen
• Mit dem Kämpfer ein Fazit seiner Kämpfe ziehen (z.B. Erwartungen des Kämpfers erfüllt?, Erwartungen des Trainers erfüllt?, wenn nicht, woran kann es gelegen haben? - fehlende konditionelle Voraussetzungen, fehlende technische Vorausetzungen, fehlende taktische Voraussetzungen, individuelles Kampfkonzept war nicht angemessen)
• Das Wettkampfergebnis (d.h. die gemachten positiven und negativen Erfahrungen) für die kommenden Trainingseinheiten in Zielsetzungen für den einzelnen Kämpfer umsetzen (d.h. "Du musst unbedingt eine Technik nach hinten (vorne, rechts oder links) dazu lernen!"; "Deine Beinarbeit muss an Schnelligkeit gewinnen!";"Deine Unterarme müßen stärker werden, damit Du Deinen Griff besser durchsetzen kannst!"; "Du musst kontern lernen!"; "Du musst gegen einen sperrenden Gegner angreifen lernen!")
• Im Training den Bezug zum letzten Wettkampftag herstellen


Coachen

Der Trainer hat als "Coach" nicht nur die Aufgabe, seinen Schützling im Wettkampf zu Erfolgen zu führen, er muss ihn auch im Training und außerhalb des Trainings auf diese Erfolge vorbereiten. Diese Vorbereitung umfasst nicht nur die technische, konditionelle und taktische Ausbildung in der gewählten Sportart, sondern beinhaltet im Idealfall auch die psychologische Betreuung und Ausbildung, sowie erzieherische Aufgaben im Hinblick auf den Aufbau der gesamten Sportlerpersönlichkeit.


RICHTIGES COACHEN

Die Funktion von Trainern und Betreuern bei Wettkämpfen
(Sechs Stufen von Kampftag zu Kampftag)
nicht
sondern
1. Vor dem Kampf
 

einfach sagen: "Wärm Dich jetzt mal auf!"

"Führe das im Training geübte Aufwärmprogramm durch!"

den Athleten alleine üben lassen

ev. mit der Stoppuhr Zeiten vorgeben

an den Kaffeestand gehen

dem Athleten bei der Orientierung in der Halle helfen

über Dinge sprechen, die der Athlet (noch) nicht kennt und kann

die erlernten Strategien noch einmal besprechen

erklären, daß man nichts erwartet oder der Gegner viel zu stark ist

ruhig die Chancen suchen und die eigenen Stärken herausstellen

2. Während des Kampfes
 

allgemeine Floskeln zurufen: "Gib alles!", Pack ihn!", Laß Dir das nicht gefallen!"

konkrete, umsetzbare Hinweise geben, die auf den jeweiligen Kämpfer passen: "Nicht nachlaufen!", Aufrecht kämpfen!" "Auf in Part 2" etc.

den Kämpfer beschimpfen: "Das darf doch nicht wahr sein!","Stell Dich nicht so blöd an!" Beweg Dich endlich!" etc.

ihn positiv ansprechen: "Gut gemacht!", "Weiter so!", "Das ist richtig!"

3. Nach dem Kampf
 

überschwenglich jubeln oder abfällig schimpfen

das Kampfergebnis sachlich und angemessen kommentieren

bei Niederlagen sagen: "Das war mir schon vorher klar!","Da hattest Du einfach keine Chance!"

mit dem Kämpfer die Gründe suchen und ihm klarmachen, daß man diese durch Training ändern kann

"stundenlang" über den vergangenen Kampf diskutieren

sich den nächsten Kampf, nächsten Gegner mit dem Athleten anschauen

die Stärken und Schwächen des nächsten Gegners überbewerten

die Schwachstellen und Angriffspunkte herausstellen

sagen: "Das schaffst Du schon irgendwie!"

einige konkrete Situationen mit dem Kämpfer erarbeiten: "Gehe rückwärts und halte ihn auf Zug!", "Warte auf Deine Konterchance!"

4. Wenn der Kampftag vorbei ist
 

einfach zur Tagesordnung übergehen

mit dem Ju-Jutsuka neue Trainingsziele formulieren, Wettkampfergebnisse als Rückmeldung fürs Training betrachten

5. Beim nächsten Training
 

mit dem üblichen Programm fortfahren

die technischen und taktischen Erkenntnisse des Wettkampfs umsetzen

nur die erkannten Schwächen des eigenen Ju-Jutsuka herausstellen

die Stärken ergänzen, ausbauen, stärker, komplexer machen

nicht nur über die vergangenen Kämpfe sprechen

auch die kommenden Kämpfe geistig-seelisch vorbereiten

6. Vor dem nächsten Kampftag
 

den Kampf überbewerten oder Angst aufbauen oder den Kampf abwerten und Überheblichkeit erzeugen

auf das gute Training hinweisen und erklären, dass der Gegner gut sein muß, um zu gewinnen; ruhiges Selbstvertrauen erzeugen

VORBEREITEN - KÄMPFEN - NACHBEREITEN - VORBEREITEN - KÄMPFEN

"Nach dem Kampf ist vor dem Kampf ..."


Im Wettkampftraining vorbereiten

• individuelle Vorbereitung auf die kommende Saison
• individuelle Vorbereitung auf den anstehenden Kampftag
• spezielle, individuelle Vorbereitung vor dem anstehenden  Kampftag



Am Wettkampftag vorbereiten


Vorbereitung am Kampftag

• allgemeines und ju-jutsuspezifisches Aufwärmen


Vorbereitung auf den ersten Kampf

• wann?, auf welcher Matte, gegen wen?
• Gegner bekannt: kurze Kampfstrategie mit Trainer besprechen
• Gegner unbekannt: sich auf eigene Stärken besinnen; Selbstvertrauen im Selbstgespräch aufbauen
• Siegeswillen erzeugen


Nach dem ersten Kampf vorbereiten

• gewonnen: Socken + Jacke anziehen und nächsten Gegner anschauen
a) Gegner auf Stärken und Schwächen studieren
b) überlegen, wie man ihn schlagen kann
• verloren: anziehen und die Gewichtsklasse weiter verfolgen
a) um eventuelle Gegner in bzw. für die Trostrunde zu studieren
b) um zu vergleichen, worin die anderen mir z.Zt. noch überlegen sind,
warum sie gewinnen und mit welchen Techniken


Vor dem nächsten Kampf vorbereiten

• Gegner bekannt: s.o.
• Gegner zum ersten Mal: Strategie mit Trainer besprechen


Nach dem letzten Kampf nachbereiten

• Verlauf des Turniers kurz mit Trainer besprechen
• überlegen, ob bestimmte technisch-taktische Handlungen an diesem Kampftag besonders positiv bzw. negativ aufgefallen sind und daher im Training besprochen und geübt werden sollen


Nach dem Kampftag nachbereiten

• gewonnen:
a) wie ist der Sieg im Vergleich mit den Gegnern zu bewerten
b) wie ist die eigene technich-taktische Leistung einzuschätzen
c) Sieg genießen und feiern
• verloren:
a) worin lagen bei mir die Gründe für die Niederlage (nicht einfach sagen: "Der andere war besser!")
b) was muß ich sinnvollerweise trainieren, um mich zu verbessern


Bei den nächsten Trainingseinheiten nachbereiten/vorbereiten

• die aus dem Wettkampf gewonnenen Erkenntnisse mit dem Trainer in konkrete Trainingsaufgaben umsetzen
• sich technisch, taktisch und geistig auf die nächsten Wettkämpfe vorbereiten (sich darauf freuen, das im Training Gelernte im nächsten Wettkampf anzuwenden!!)


Im Wettkampftraining vorbereiten

• veränderte, spezielle, individuelle Vorbereitung auf den neu anstehenden Kampftag (danach weiter wie ganz oben)

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